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Port Elizabeth – Unsere Elternzeit in Südafrika

Elternzeit ist Reisezeit

Wir haben es gewagt. Eine Elternzeitreise nach Südafrika, für 3,5 Monate. Und wir wussten bereits vor der Geburt unseres Sohnes, dass es nach Port Elizabeth gehen soll. Oh, pardon, Gqeberha heißt die gute Stadt ja mittlerweile. Aber der Einfachheitshalber bleiben wir bei PE.

Jawoll, wir haben uns bewusst gegen Kapstadt oder gegen die Garden Route entschieden. Keine Frage, beides sind super Destinationen, die wir jedem ans Herz legen würden. Aber mit Baby sollte es doch etwas ruhiger zugehen, mit einer Basis an einem Ort ohne Hektik. Ein Ort zum runterkommen. Port Elizabeth war uns bereits bekannt. Max und ich verbrachten fast ein halbes Jahr dort, als ich 2017 mein Auslandsemester absolvierte und Max seinen Dive Master machte. Somit wussten wir, worauf wir uns einlassen. Und anscheinend gehören wir zu der Minderheit, die tatsächlich was von Port Elizabeth hält. Die meisten Touristen verschlägt es nach PE höchstens für 2 Tage, weil es der Anfang oder das Ende der Garden Route ist und sich super mit dem Addo Elephant National Park verbinden lässt. Und alles was den Leuten leider in Erinnerung bleibt, ist wie hässlich diese Stadt doch ist. Ok, wenn man Richtung M6 an Downtown vorbeifährt und z.B. dieses architektonisch außergewöhnliche Postgebäude sieht… Ok, dann könnte man das tatsächlich behaupten. Oder wenn man die im Verfall befindliche Innenstadt, auch als Downtown bekannt, zu sehen bekommt und sich wie in dem Purge Film fühlt…dann läuft es einem kalt den Rücken runter und man möchte sich so schnell wie möglich verabschieden. Erwartet man kulturelle Vielfalt wie in Kapstadt, wird man höchstwahrscheinlich enttäuscht. Und auch in Port Elizabeth herrscht in vielen Bereichen bittere Armut. Das können und wollen wir auch nicht schönreden. Aber wir möchten betonen, dass die Stadt so viel mehr zu bieten hat als nur den Addo. Wir lieben PE mit all seinen Facetten. In diesem Artikel gehen wir allerdings hauptsächlich auf die Punkte ein, warum sich Südafrika und vor allem PE als idealer Ort für eine Elternzeitreise mit Baby eignet. Und es mag sein, dass wir uns unsere eigene Bubble kreiert haben und vieles durch eine rosa rote Brille sehen. Dennoch werden wir versuchen, auch die negativen Faktoren bzw. Herausforderung zu benennen, auf die man sich einstellen soll.

Südafrika – Die ideale Destination für eine Elternzeitreise

Keine Zeitverschiebung

Fangen wir mit etwas Pragmatischem an. Reist man nach Südafrika, muss man sich keine Gedanken um einen möglichen Jetlag machen. Da keine Zeitverschiebung vorhanden ist, wird vor allem der Rhythmus der mitreisenden Kinder nicht kaputt gemacht. An dieser Stelle empfehlen wir Familien, die mit Baby oder Kleinkind reisen, einen Nachtflug zu nehmen. So steht man nicht vor dem Problem, das Kind tagsüber im engen Flieger beschäftigen zu müssen.

Gegensätzliche Jahreszeiten

Die Jahreszeiten in Südafrika und Deutschland laufen genau gegensätzlich. Herrscht in Deutschland Winter, ist in Südafrika Sommer angesagt. Diese nette Tatsache haben wir genutzt, um den kalten Wintermonaten in Deutschland zu entfliehen. Hat man zeitlich keine andere Möglichkeit, als die Reisezeit auf den südafrikanischen Winter zu legen, ist das auch nicht weiter dramatisch. Der Winter in Südafrika ist mit einem europäischen Winter nicht zu vergleichen, da die Temperaturen weiterhin sehr milde sind. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen; selbst als Frostbeule kommt man hier nicht ins Frieren.

Südafrika ist kinderfreundlich

Jedenfalls haben wir bisher diese Erfahrung gemacht. Generell sind die Menschen hier sehr offen und freundlich. Aber ist man mit Baby unterwegs, tauen die Menschen gefühlt noch weiter auf und nehmen sich die Zeit, mit dem Baby ein wenig rumzualbern. Möchte man mal mit Baby essen gehen, ist das auch kein Problem. Wir haben bisher in nahezu allen Restaurants Babystühle vorfinden können. Was das Thema Essen bzw. Babynahrung angeht, muss man hier je nach Alter des Babys eventuell Abstriche machen. Das Angebot an Milchpulver, Breimischungen und Gläschen ist sehr überschaubar und mit einem dm Regal in Deutschland nicht vergleichbar. Gläschen gibt es zum Beispiel nur von der südafrikanischen Marke „PURITY“ und die Auswahl innerhalb dieser Marke ist sehr eingeschränkt. Wer auf vielfältige Nahrung setzt, sollte daher lieber selbst kochen.

Port Elizabeth – Unsere Basis während der Elternzeit

Medizinischer Standard ist vorhanden

Wer Sorge hat mal in PE zum Arzt gehen zu müssen; diese Sorge können wir schnell nehmen. Ich selbst war bereits Patientin in einer Allgemein Praxis in Summerstrand und habe mich dort sehr gut aufgehoben gefühlt. Die Praxis war modern und verfügte über einen medizinischen Standard, den man auch in Deutschland gewohnt ist. Das ist allerdings nicht überall in Südafrika der Fall. In Johannesburg oder Margate habe ich andere Erfahrung sammeln dürfen, aber das ist hier jetzt nicht der Fokus.

Wer mal mit Kind in Port Elizabeth zum Arzt muss, hat ebenfalls eine Auswahl an Kinderärzten.

Port Elizabeth ist Natur Pur

Und da wären wieder bei dem Thema, dass Port Elizabeth mehr zu bieten hat als manche denken. In erster Linie sprechen wir dabei immer von der faszinierenden Natur. Port Elizabeth hat so einige schöne Strände direkt vor der Haustür. Und welches Kind liebt es nicht, im Sand zu buddeln, Sandburgen zu bauen, die Füße ins Wasser zu halten und einfach Spaß am Strand zu haben?!

Wer das Meer liebt, wird in Port Elizabeth definitiv auf seine Kosten kommen. Und dazu muss man nicht mal eine Wasserratte sein. Allein die frische Meeresluft tut Körper und Seele so gut und ist vor allem für kleine Kindernasen besonders wohltuend. Und wer das Meer nicht nur riechen, sondern auch ansehen möchte, wird wohlmöglich mit vorbeischwimmenden Delphinen belohnt. In Port Elizabeth ist es keine Seltenheit, da hier in Algoa Bay einer der größten Tümmler Populationen der Welt beheimatet ist. Wenn man sich etwas mehr Zeit nimmt um aufs Wasser zu gucken, gibt es dann auch mal größere Fontänen zu sehen (;

Tiere gibt es zudem nicht nur im Wasser, sondern auch an Land zu sehen. PE bietet kleine bis große Game Parks in unmittelbarer Nähe sowie den berühmten Addo Nationalpark, der sich eine Autostunde von PE befindet. Wenn man nicht groß aus PE rausfahren möchte, bietet sich ein Besuch in der Pinguin Auffangstation an, was Kinderaugen definitiv zu staunen bringt. Dies lässt sich zudem wunderbar mit einem Spaziergang am danebenliegenden Cape Recife verbinden. Mehr Natur geht nicht!

Angenehme Temperaturen

Kommen wir noch einmal auf das Thema Wetter zurück. Port Elizabeth wird nicht umsonst auch „The windy city“ genannt. Wer viel Wind mag, wird Port Elizabeth lieben. Von einem lauen Lüftchen bis zu starken Windböen kann alles mal dabei sein. Allgemein kann ein Tag in PE manchmal zwei bis drei Jahreszeiten hervorbringen. Das praktische am Leben am Meer: Man kommt nicht so stark ins Schwitzen wie in so manchen Tropengebieten. Die Luftfeuchtigkeit ist sehr angenehm; vor allem, wenn man mit Baby unterwegs ist. Auf UV-Schutz sollte trotzdem nicht verzichtet werden. Denn auch in PE besteht Sonnenbrandgefahr.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unschlagbar

Kommen wir nun zum letzten und sehr entscheidenden Punkt: Die Lebenshaltungskosten in Südafrika. Diese sind vor allem in Port Elizabeth sehr human. Eine Unterkunft in Summerstrand, unweit vom Strand, ist echt bezahlbar. Für den gleichen Preis würde man in einer deutschen Großstadt wie Düsseldorf nichts Vergleichbares finden was die Größe und Lage angeht. Auch beim Essengehen zahlt man nur einen Bruchteil von dem, was man in Deutschland gewohnt ist. Wie gesagt, das bezieht sich hauptsächlich auf PE. In Kapstadt dürfte das schon wieder anders aussehen.

Die Schattenseiten von Südafrika

Damit nicht der Eindruck entsteht, dass wir unsere Augen vor der Realität verschließen, wollen wir euch auch auf ein paar Schattenseiten von Südafrika hinweisen. Denn wem nützt es, wenn wir hier alles nur schönreden und am Ende eventuell jemanden mit zu hohen Erwartungen enttäuschen? Daher folgen hier ein paar Fakten, die wir nicht unerwähnt lassen möchten:

Kriminalität

Leider ist auch Port Elizabeth von Kriminalität betroffen, allerdings bei weitem nicht so stark wie zum Beispiel Johannesburg. Hier kommt es auch stark darauf an, in welchen Stadtteilen man sich bewegt. Manche Bezirke sollten spätestens ab Einbruch der Dunkelheit gemieden werden. In Südafrika sollte man sich an die Spielregel halten, niemals allein im dunkel unterwegs zu sein. Und schon gar nicht als Frau.

Armut

In Südafrika ist Armut auf der Straße sichtbar und man wird jeden Tag daran erinnert, dass hier eine große Schere zwischen Arm und Reich herrscht. Wenn man einer Vielzahl obdachloser Menschen begegnet, sollte man sich nicht wundern.

Einschränkung der persönlichen Freiheit

Die meisten Häuser und Wohnkomplexe schmücken sich in Südafrika mit Zäunen und Alarmanlagen, um sich vor Kriminalität zu schützen. Dies ist keine Seltenheit und gehört zum Standard dazu. Wenn man diesen Anblick nicht gewohnt ist, mag es auf dem ersten Blick bedrückend erscheinen. Genauso freiheitsberaubend ist die oben bereits erwähnte Tatsache, dass man sich im Dunkeln nicht mehr so frei bewegen kann, wie man es von Deutschland aus kennt.

Infrastruktur

Die Infrastruktur in Port Elizabeth ist bescheiden. Sowas wie öffentliche Verkehrsmittel sucht man hier vergebens. Es fahren tatsächlich diese kleinen Minibusse durch die Straßen, die mit ihren Rufen „Town Town Town“ darauf aufmerksam machen, dass es Richtung Downtown geht. Diese werden allerdings hauptsächlich von Einheimischen genutzt und obwohl ich bereits ein paar Mal mitgefahren bin, muss ich mir dieses Abenteuer nicht nochmal gönnen. Mit Kind schon gar nicht. Für einen längeren Aufenthalt in PE empfehlen wir definitiv einen Mietwagen, um flexibel sein zu können. Ist das Budget knapp, kommt man auch mit Uber ganz gut rum. Allerdings muss man sich fragen, wie viel und wohin man mit dem Auto fahren möchte und ob sich ein Mietauto nicht doch mehr lohnt.

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