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Drei Methoden für bessere Farben in deinen Unterwasserfotos

Alles blau? So erzielst du schönere Farben in deinen Unterwasserfotos

Da hat man ein tolles Motiv gefunden und es ist eigentlich auch schön in Szene gesetzt und dann erstrahlt das gesamte Bild in einem Mischmasch aus verschiedensten Blautönen. So oder so ähnlich wird es wohl jedem gehen oder gegangen sein, der ganz unbedarft seine ersten Aufnahmen Unterwasser gemacht hat. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Bilder oder Videoaufnahmen mit einer GoPro, einem Smartphone oder einer Kompakt- oder Systemkamera gemacht wurden. Das Problem besteht grundsätzlich bei allen Kameratypen, ganz egal in welcher Preisliga diese liegen. Doch zum Glück muss man sich weder damit abfinden noch zusätzliche Zeit in eine nachträgliche Bearbeitung der Fotos investieren.

Im Folgenden stellen wir euch drei Methoden vor, wie man bessere Unterwasserfotos mit mehr Farben erzielt, ohne dass diese so blaustichig wirken. Diese Techniken können direkt „out oft the box“, sprich direkt aus der Kamera,  angewendet werden, sodass man nicht zwangsläufig auf eine Nachbearbeitung am PC angewiesen ist. Dabei wollen wir besonders auf unsere favorisierte Methode bei der Unterwasserfotografie, dem manuellen Weißabgleich, eingehen. Um das Problem mit den schwindenden Farben bei der Unterwasserfotografie anzugehen, ist es zunächst jedoch wichtig die grundsätzliche Ursache zu verstehen.

Das Problem mit der Tiefe und den Farben

Beim ersten Ausprobieren mit der Unterwasserkamera fällt einem schnell auf, dass im hellen, flachen Bereich bis ca. 2 m Tiefe meist noch alles in Ordnung ist und die Bilder so aussehen, wie man es mit dem eigenen Auge gesehen hat. Taucht man jedoch tiefer ab, verschwinden oder verbleichen die Farben immer mehr. Auf einer Tiefe von ca. 25 m nimmt man eine Mischung aus Grün- und Blautönen wahr. Ab 30 -35 m verschwindet dann auch noch das letzte Grün und alles besteht nur noch aus verschiedenen Blauschattierungen. Der Grund für den Farbverlust liegt in der größeren Dichte von Wasser im Vergleich zur Luft. Dies führt dazu, dass mit zunehmender Wassertiefe immer weniger Lichtstrahlen durchdringen. Zuerst gehen dabei Lichtstrahlen verloren, die die Farben rot, orange und gelb transportieren. In der folgenden Grafik kann man noch einmal den Farbverlauf bzw. Farbeverlust nachvollziehen.

Unsere drei Methoden zeigen im Folgenden auf, wie man die verlorengegangenen Farben wieder zurück zu bekommt.

1. Künstliches Licht

Die erste und naheliegendste Lösung liegt darin, das fehlende Licht einfach auf seine Tauchgänge mitzunehmen. Dazu gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Möglichkeiten auf dem Markt. Für Fotografen bieten sich hier Unterwasserblitze an, die für einen kurzen Moment besonders viel Licht zur Verfügung stellen. Alternativ kann man auch Unterwasserlampen verwenden. Hier gibt es eine immer größere Auswahl an Lampen, die speziell für die Fotografie bzw. Videografie gedacht sind. Für den Anfang kann man auch einfach die eigene normale Taucherlampe für solche Zwecke verwenden. Ihr werdet erstaunt sein, welchen Unterschied es macht, wenn man das Motiv mit der Taucherlampe kurz anleuchtet. Das macht sich vor allem bei Korallen bemerkbar, da die Farben dann noch mehr herausstechen. Probiert es einfach mal aus! All dies Möglichkeiten haben die Gemeinsamkeit, dass die Verwendung von künstlichem Licht eine Disziplin für sich ist, bei der man auf viele Dinge achten muss, um ein wirklich brauchbares Bild zu bekommen. Deshalb werden wir diese Methode in einem separaten Artikel noch mehr „beleuchten“.

Hier jeweils zwei Beispiele für beliebte Blitze und Unterwasserleuchten:

Einige Taucher unter uns besitzen allerdings noch keine Unterwasserlampen bzw. wollen bewusst kein zusätzliches, schweres Equipment auf die Tauchgänge mitnehmen. Für diejenigen dürften sich sich die folgenden zwei Methoden besser eigenen.

2. Rotfilter

Eine sehr einfache und deshalb auch häufig genutzte Möglichkeit, um Farben wieder zurück zu bekommen, ist die Nutzung von Filtern. Meistens werden dafür Rotfilter verwendet. Es gibt aber auch Filter in anderen Farben, die dann in den Einsatz kommen, wenn das Wasser z.B. einen starken Grünstich hat. Bei den Rotfiltern handelt es sich um separate „Scheiben“, die rot eingefärbt sind und vor der Linse der Kamera platziert werden. Durch das Rot des Filters bekommen die Bilder Unterwasser wieder einen Teil der fehlenden natürlichen Farben zurück. Die somit zurückgewonnene Farbe verringert den Blaustich in den meisten Bildern schon erheblich. Jedoch muss man auch ehrlicherweise sagen, dass die große Farbvielfalt des natürliches Lichts durch den Filter nicht wieder zurückgeholt werden kann. Dafür ist die Verwendung von Rotfiltern in der Regel sehr einfach. Denn so gut wie alle Hersteller von Unterwassergehäusen, egal ob GoPros, Smartphone Gehäusen oder Kameragehäusen, bieten passende Filter an. Diese werden in der Regel an der Außenseite des Gehäuses vor die Linse platziert. Meistens werden diese einfach nur per Klicksystem am Unterwassergehäuse befestigt. Bei dieser Technik können die Filter bei Bedarf auch während des Tauchgangs entfernt werden. Alternativ gibt es für einige Gehäuse auch Konstruktionen bei denen der Filter per Scharnier weggeklappt werden kann.

Rotfilter wie dieses für das SEALIFE Sportdiver sind auch für viele weitere Gehäuse erhältlich

Bei den teureren System- und Spiegelreflexkameras können die Filter meist direkt am Wechselobjektiv festgeschraubt werden. Die Qualität der hier erhältlichen Filter ist meist auch deutlich höher als die der einfachen und günstigen Filter für Unterwassergehäuse. Bei dieser Variante befindet sich der Filter jedoch von Anfang an im Gehäuse und kann somit während des Tauchgangs weder entfernt noch getauscht werden.

Nach einigen Versuchen mit Rotfiltern an verschiedenen Kameras sind wir persönlich zu der Erkenntnis gekommen, dass Rotfilter einige Limitationen haben und letztendlich unsere Erwartungen an schöne Unterwasserbilder nicht erfüllen. Uns sind diese einfach zu unflexibel da die Rotfilter erst ab einer bestimmten Tiefe passende Farbkorrekturen liefern. Unzählige Male hatten wir mit unserer GoPro den Fall, dass wir im flachen, hellen Wasser gefilmt haben und den Rotfilter vergessen haben zu entfernen oder dieser so fest war dass man ihn nicht schnell abmachen konnte. Das würde dann zu massiv roten Bildern führen, die dann noch schlechter aussehen als ein zu blaues Bild ohne Rotfilter. Zudem lassen die Filter weniger Licht durch, was gerade bei weniger lichtempfindlichen Kameras wie Actioncams oder Smartphones zu einer schlechteren Bildqualität führt. Nichts desto trotz haben die Filter auf Grund ihrer einfachen Verwendung sicherlich Ihre Existenzberechtigung und sollten von jedem einmal selber ausprobiert werden.

3. Manueller Weißabgleich

Kommen wir nun zu unserer favorisierten Methode, um Unterwasserfotos mit schönen Farben zu erzielen und das ganz ohne nachträgliche Bildbearbeitung. Das Zauberwort heißt hier manueller Weißabgleich. Der Weißabgleich in Digitalkameras steuert grob gesagt die Farbwiedergabe, die sich auch über Wasser durch wechselnde Lichtverhältnisse, wie z.B. Bewölkung, stark unterscheiden kann. Um diese Schwankungen in der Farbtemperatur auszugleichen, nutzt die Kamera den Weißabgleich. In den meisten Kameras ist dieser auf Automatisch gestellt und erkennt im Einsatz an Land die wechselnden Lichtverhältnisse auch relativ zuverlässig. Im Einsatz Unterwasser kommt dieser jedoch schnell an seine Grenzen. Auch voreingestellte Unterwassermodi sind unserer Erfahrung nach ebenfalls nicht so gut geeignet, da diese nach nur ein paar Meter Tiefe bereits nicht mehr einwandfrei funktionieren und im flachen Wasser teilweise zu viel Rot hinzumischen.

Somit bleibt einem nur übrig den Weißabgleich manuell in der Kamera einzustellen. An dieser Stelle kommt leider ein kleines Aber: Bei einigen Kameras wie z.B. Actioncams oder Smartphone Apps lässt sich der Weißabgleich gar nicht oder nur eingeschränkt anpassen. Die Methode des manuellen Weißabgleichs eigenet sich daher hauptsächlich für klassische Digitalkameras wie Kompakt- oder Systemkameras.

Doch wie funktioniert der Weißabgleich eigentlich? Die Funktionsweise steckt tatsächlich schon im Namen drin. Für die manuelle Änderung zielt man mit der Kamera zunächst auf eine weiße oder graue Fläche. Das kann entweder eine dafür vorgesehene Karte sein oder ein weißes Objekt. Damit gibt man der Kamera zu verstehen, dass diese Fläche „perfekt“ weiß sein soll. Unterwasser erscheint diese eigentlich weiße Fläche anfangs leicht bläulich. Die Kamera korrigiert intern die Farbe der Fläche, sodass diese nun rein weiß ist. Gleichzeitig wird das Verhältnis der Farbkorrektur auf alle anderen Objekte angewendet und man erhält Bilder mit deutlich schöneren und realistischeren Farben.

Hier eine kurze Darstellung, wie man den manuellen Weißabgleich in der Sony Alpha 7 III einstellt:

Schritt 1: Über das FN-Menü den Punkt Weißabgleich wählen
Schritt 3: Referenzfoto einer weißen Fläche schießen
Schritt 2: Benutzer-Setup auswählen
Schritt 4: Die Kamera hat den optimalen Wert ermittelt

Die praktische Anwendung beim Tauchen oder Schnorcheln ist dabei relativ easy und verläuft immer nach dem gleichen Prinzip. Die meisten Kameras beinhalten in der Regel im Menü die Funktion des manuellen Weißabgleichs. Wenn man diesen auswählt, fordert die Kamera einen im ersten Schritt dazu auf, ein Bild von einer weißen Referenzfläche zu machen. Anschließend verarbeitet die Kamera die Information und berechnet auf dieser Grundlage die Farben für alle zukünftigen Fotos und Videos. Hierbei ist sehr wichtig, dass gerade beim Tauchen mit wechselnder Tiefe und somit wechselnder Lichtverhältnisse der Weißabgleich regelmäßig aktualisiert wird. Wir aktualisieren unseren Weißabgleich meist nach Gefühl, insbesondere sobald die Farben zu weit ins Blau oder Rot wechseln. Prinzipiell kann man sich aber die Regel merken, den Weißabgleich alle 5 m neu durchzuführen. Als Referenzfläche für den Weißabgleich eignen sich unterschiedliche Objekte, die weiß oder hellgrau sind. Eine naheliegende Lösung sind speziell für diesen Zweck erhältliche Weiß- und Graukarten. Diese sind in der Regel aus Kunststoff, leicht und handlich und können so problemlos mit zum Tauchen genommen werden. Eine weitere Möglichkeit bieten für den Tauchsport erhältliche Unterwasserschreibtafeln aus Kunststoff. Da diese meist schon Befestigungen für z.B. das Tarrierjacket haben, sind diese ebenfalls sehr praktisch. Unter folgenden Links findet Ihr einige geeignete Weißabgleichskarten, die wir bereits selber genutzt haben.

Für den Fall, dass man seine Karte an Land vergessen hat oder generell eine schlanke Ausrüstung bevorzugt, gibt es noch Alternativen. Je nach Tauchplatz eignet sich z.B. weißer Sandgrund wie er an vielen Korallenriffen zu finden ist. Eine weitere Möglichkeit und unser persönlicher Life hack sind weiße Taucherflossen. Diese Variante kommt bei uns am häufigsten zum Einsatz und lässt keine Wünsche mehr offen. Wir nutzen dafür zwei Modelle; die Scubapro Nova Fin sowie die reisefreundlichen Scubapro Go Sports.

So einfach und effektiv der manuelle Weißabgleich auch sein mag, ist dieser leider für die meisten Nutzer von Actioncams und zum Teil auch Smartphones nicht verfügbar. Hier bleibt lediglich die Möglichkeit die in Kelvin gemessene Farbtemperatur zu ändern und so die Farbwiedergabe anzupassen. Für Fans von praktischen, kleinen Actioncams gibt es seit einiger Zeit eine weitere Möglichkeit: Die Paralenz Vaquita ist eine neuere Actioncam, die einen eingebauten Tiefenmesser besitzt und anhand der Tiefe errechnet, wie der automatische Weißabgleich angepasst werden muss. So bekommt man deutlich bessere Farben in seinen Aufnahmen ohne einen Rotfilter verwenden zu müssen.

Unser Fazit

Künstliches LichtRotfilterManueller Weißabgleich
Schwierigkeitslevelmittel - hochgeringmittel
Kompatibilität mit
- ActioncamsX
- Smartphones
eingeschränkt
- Systemkameras
Kostenmittel - hochgeringindirekt hoch
(Kamera mit WA Modi erforderlich)
Resultatsehr gutmittel bis schlecht
gut bis sehr gut

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